Irgendwann wird alles mal weich...

"2 Jahre Gewährleistung auf Cornflakes. DAS wär doch mal was. Ich will Cornflakes die so gut konserviert sind, dass in 10.000 Jahren unsere Nachfahren bei archäologischen Ausgrabungen fröhlich juchzen wenn sie einen unserer Flakes finden. Sie sollen dann immer noch knackig frisch und appetitlich sein. Scheiß auf Bio. Wenn Gott wollte, dass unsere Flakes verderben dann hätte er die Erfindung von Konservierungsstoffen verhindert.
Also, Meine Herren. Ich hoffe, wir haben uns verstanden und arbeiten von nun an auf das gleiche Ziel hin. Bis Ende des Monats erwarte ich Lösungsansätze von Ihnen. Das wärs dann auch von meiner Seite aus."


Mit diesen Worten wand sich Axel Sprunger vom Rednerpult ab, genoss den frenetischen Applaus der geneigten Zuhörerschaft. Der Shellocks Geschäftsleiter strich sich den schwarz-silbrigenZweireiher glatt, bevor er am Vorstandstisch platz nahm, winkte gnädig wie Kanzler Schröder nach der gewonnenen Kanzlerwahl anno 1998.
Er wartete, bis sein Assistent das Briefing beendet hatte. Sofort verschwand das Million-Dollar-Smile, eine fette Havanna schlüpfte beiläufig aus dem krokoledernen Etui in Axels Sprungers Mundwinkel. Er lehnte sich selbstgefällig zurück und lies sich von Marvin, seinem Assi, die restlichen Termine des Tages aufzählen. Marvin. Dieser kleine Schleimer. Eine richtige Büromaus, scharwenzelte ständig um ihn herum, erfüllte eiligst all seine Wünsche, noch bevor Sprunger selbst überhaupt wusste, was er wollte.
Jeder halbwegs geneigte Betrachter der Szenerie konnte eindeutig Verliebtheit bei Marvin festellen. Dummerweise war Sprunger kein geneigter Betrachter sondern ein eingebildeter Egomane. Daher wusste er nichts von Marvins leiden und trampelte ungeniert auf ihm herum - wie auf jedem anderen auch. Seit Jahren lebte er für die Firma und den Erfolg. Besser gesagt für seine Gewinnspanne und seinen Erfolg den er so sehr brauchte. Er war süchtig danach an der Spitze zu stehen, weit vor dem in seinen Augen minderwertigen Rest der Menschheit. Ohne die irrwitzig hohen Schecks jenseits jeder Gehaltsklasse konnte er nicht glücklich sein.

Nach seiner Scheidung hatte er keine andere Frau gefunden, die an seiner Seite leben konnte und wollte. Er war allein sobald der Butler sein "Brauchen Sie mich heute noch, Her Sprunger?" gesäuselt hatte. Dann gab es manchmal kurze Momente, wirklich sehr kurze Blitzlichter der Einsamkeit.


Marvin schloss die Terminbesprechung mit einem strahlenden Lächeln in Sprungers Richtung. "Herr Sprunger, ich glaube heute haben sie eine Menge Leute wirklich inspiriert. Ich bin stolz für Sie arbeiten zu dürfen." Sprunger sah ihn an. "Marvin, sie sind ein Schleimer. Einer der übelsten, penetrantesten Sorte. Sie werden es bestimmt noch mal zu was bringen. Ja. Ich denke sie werdne es verdammt weit damit bringen. Sind sie katholisch? Ich glaube der Papst braucht einen neuen Arschlecker, nachdem er den alten überlebt hat..." Damit stand er auf und lies einen deprimierten Marvin zurück."Altes Arschloch!", dachte Marvin bei sich. "Geiles, altes Arschloch. Scheiße..." Und schon war Marvin nicht mehr sicher ob er nun auf Sprunger sauer war, oder aber auf sich selbst. Axel machte ihn einfach tierisch an. Sein Arsch war reinster Porno. Und, mein Gott, solche Lippen sollten nur mit Waffenschein frei herum laufen dürfen. Mit einem tiefen Seufzer packte er seine Unterlagen zusammen, hielt sie mit den Armen umschlungen vor der Brust und machte sich dann auf seinem Herren und Meister zu folgen.


Er eilte also aus dem Saal, durch die Vorhalle aus dem Gebäude heraus Richtung Parkplatz, wo Sprungers silberner 7er Benz parkte. Obwohl, parken war das falsche Wort. Denn al Marvin den Wagen erblickte, raste er mit einem Affenzahn und quietschenden Reifenauf ihn zu. Mit einem dumpfen "Platsch" erfasste ihn der Bug des Kampfkreuzers, schleuderte ihn meterweit durch die Luft. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis nach Marvins aufklatschen auf den Asphalt der Benz endlich anhielt und der Fahrer zu dem schwer verletzen Assistenten eilte.
"Oh, mein Gott! Es tut mir leid! Ich habe dich so schnell nicht gesehen. Hast du schmerzen? Soll ich einen Arzt rufen?" Marvin blickte in das vertraute, erschreckte Gesicht das sich von Sorgen gezeichnet über ihn beugte. "Ja, ein Krankenwagen wäre jetzt nicht übel... Aber es geht schon..." Trotz der unbeschreiblichen Schmerzen in seinem Brustkorb blickte er tapfer lächelnd in die mitfühlenden Augen. Er entdeckte zu seinem unermesslichen Erstaunen einen Funken von Wärme.


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